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Mädchennotdienst

Mädchen, die zu uns kommen haben viele Fragen!

Viele Mädchen haben die gleichen Fragen wie du – vielleicht helfen dir die Antworten dabei dir vorzustellen, was der Mädchennotdienst ist und ob die Frauen dort dir helfen können.

Wann kann ich mich an den Mädchennotdienst wenden?

Du kannst dich an uns wenden, wenn du nicht mehr weiter weißt. Hab` keine Angst, dass deine Gründe nicht „schlimm“ genug sein könnten. Uns reicht es, wenn du etwas wichtig und schlimm findest – du hast ein Recht auf Rat und Unterstützung!

Was ist der Mädchennotdienst?

Der Mädchennotdienst hat eine Beratungs- und Anlaufstelle. Die Anlaufstelle ist in den Räumen des Jugendnotdienstes in der Mindenerstr. 14. Dort kannst du zuerst über deine Probleme mit einer Beraterin sprechen.

Wenn ein Mädchen bei uns anruft, hören wir erst mal zu und lassen sie von ihrem Problem erzählen. Klar ist es nicht einfach, einem „wildfremden“ Menschen von seinen Problemen zu erzählen.

Deshalb ist es auch ok, wenn du erst mal nicht weißt, was du eigentlich sagen sollst. So geht es vielen Mädchen und wir werden versuchen dich zu unterstützen. Vielleicht finden wir ja zusammen die richtigen Worte.

Es kann sein, dass es nur bei einem Telefonat bleibt, weil es dir danach schon besser geht und du einfach nur mal reden wolltest. Wenn das aber nicht so ist, kannst du auch persönlich zu einem Gespräch vorbeikommen. Viele Mädchen rufen auch öfter an, um uns besser kennen zu lernen, bevor sie zu uns kommen. Egal, ob du telefonisch anfragst oder persönlich vorbeikommst, wir werden versuchen, gemeinsam mit dir, dein Problem zu lösen.

Krisenwohnung

Außerdem gibt es eine Wohnung, in der du eine Zeit lang wohnen und dich erst einmal erholen darfst, wenn du nicht mehr zu Hause wohnen kannst oder willst.

Es gibt Mädchen, die anrufen und schon wissen, dass sie es zu Hause (oder an dem Ort, wo sie leben) nicht mehr aushalten. Hierfür gibt es ganz verschiedene Gründe. Wir können dich aufnehmen, weil das Gesetz sagt, dass Kinder und Jugendliche ein Recht darauf haben, dass es ihnen dort, wo sie leben, gut geht. Sie dürfen nicht beschimpft, geschlagen oder misshandelt werden. Das für dich verantwortliche Jugendamt sollte der Unterbringung zustimmen.

Bekommt jemand mit, wenn ich mich an den Mädchennotdienst wende?

Wenn du es nicht möchtest, dann sagen wir niemandem, dass du angerufen und was du erzählt hast.

Wenn du dich dafür entscheidest, in unserer Krisenwohnung aufgenommen zu werden und noch minderjährig (unter 18 Jahre alt) bist, müssen wir deine Eltern informieren. Du musst aber nicht sofort selbst mit deinen Eltern sprechen, wenn du das nicht möchtest.

Das für dich zuständige Jugendamt müssen wir, wenn du dich für kurz oder lang für ein Wohnen außerhalb deiner Familie entscheidest, auf jeden Fall einbeziehen, weil es die Kosten der Unterbringung trägt.

Wenn du dich bedroht fühlst, werden wir alles dafür tun dich zu schützen. Wir können dich auch anonym (unter falschen Namen) in unserer Wohnung unterbringen, dann weiß wirklich niemand, wo du bist.

Was passiert, wenn ich mich entschieden habe, zum Mädchennotdienst zu gehen? Was muss ich tun?

Wir wissen, dass es nicht leicht ist, eine solche Entscheidung zu treffen. Alle Mädchen, die zu uns kommen, sind anfangs unsicher, denn sie kennen uns nicht und wissen nicht genau, was jetzt passieren wird. Deshalb versuchen wir, schon am Telefon die wichtigsten Fragen zu beantworten. Wenn du möchtest, kann dich auch ein Freund oder eine Freundin oder ein anderer wichtiger Mensch begleiten.

Deine Begleitung kann mit in die Anlaufstelle kommen und wenn du es möchtest auch am Gespräch teilnehmen. In die Wohnung können leider keine Gäste kommen, weil sie ein Schutzraum für alle dort lebenden Mädchen ist. Du kannst dich aber mit Freundinnen und Freunden draußen treffen und in der Wohnung mit ihnen telefonieren.

Während du in der Krisenwohnung bist, helfen wir dir Lösungen für deine Probleme zu finden. Wir sprechen mit deinen Eltern und anderen für dich wichtigen Menschen und unterstützen dich, wenn du ihnen wichtige Dinge sagen möchtest und dich alleine nicht traust. Außerdem helfen wir bei Schulproblemen und wenn du nicht mehr nach Hause willst, suchen wir mit dir ein neues Zuhause für dich. Den Weg den du gehen möchtest, suchst du dir aus – in der Zeit in der du bei uns bist helfen wir dir, ihn zu finden.

Wer finanziert meinen Lebensunterhalt im Mädchennotdienst?

Die Unterbringung wird vom zuständigen Jugendamt deines Bezirks finanziert. Dieses zahlt uns einen festgelegten "Tagespflegesatz" für deine Unterbringung. Von diesem Geld wird alles finanziert, was du zum täglichen Leben brauchst. Wöchentlich bekommst du, ein für dein Alter festgelegtes, Taschengeld.

Wer lebt in der Krisenwohnung des Mädchenotdienst?

Im Mädchennotdienst wohnen bis zu zehn Mädchen im Alter von 12 - 18 Jahren. Nach Absprache mit den Jugendämtern in Einzelfällen auch Mädchen zwischen 18-21 Jahren. Bei uns leben Mädchen mit ganz unterschiedlichen, persönlichen Geschichten. Jede von ihnen trägt auf ihre Weise dazu bei, dass etwas Besonderes, für andere oft Neues, in die Mädchengruppe kommt.

Obwohl die Mädchen meist nur bis zu sechs Wochen bei uns sind, erleben viele hier eine wichtige Zeit, in der es auch möglich ist, Freundschaften mit anderen Mädchen zu schließen.

Wer arbeitet beim Mädchennotdienst?

Momentan arbeiten neun Frauen in einem multikulturellen Team als Betreuerinnen und Beraterinnen im Mädchennotdienst und in der Krisenwohnung. Sie sprechen aramäisch, deutsch, englisch, französisch, kurdisch, polnisch, portugisisch, russisch, spanisch und türkisch. Um dich zusätzlich zu unterstützen, haben wir eine Psychologin, mit der du Einzelgespräche führen kannst. Sie führt auch die Gespräche mit deinen Eltern und hilft dir bei einer Annäherung, wenn du das willst.

Es gibt eine Hauswirtschafterin, die für die Mädchen kocht und gemeinsam mit ihnen dafür sorgt, dass die Wohnung nicht im Chaos versinkt. Außerdem gibt es eine Hausmeisterin und Praktikantinnen.

Eine enge Zusammenarbeit besteht mit den Beratungsstellen von Wildwasser. Du kannst ihre Beratung jederzeit in Anspruch nehmen.

Wieviel wollen die Betreuerinnen von mir wissen? Was muß ich erzählen?

Wieviel du erzählst bestimmst du selber. Es gibt natürlich einige Dinge, die wir gern wissen möchten, um deine Lage zu verstehen. Nur dann können wir dich unterstützen und gemeinsam mit dir und dem Jugendamt Lösungen entwickeln.

Vieles von dem, was die Mädchen erlebt haben, ist vielleicht auch zu schmerzhaft, um in dieser Situation besprochen zu werden. Alleine die Entscheidung von zu Hause weg zu gehen, kostet enorm viel Stärke und Kraft. Daher kannst du bei uns erst einmal zur Ruhe kommen und deine Gedanken ordnen. Du hast den Freiraum hier in Ruhe nachzudenken, wie es für dich weitergehen kann.

Wir nehmen dich in deiner Lebenslage ernst. Du hast das Recht, Ziel und Tempo mitzubestimmen und uns deine Grenzen zu zeigen.

Wie wohne ich?

Viele Mädchen, die bei uns leben, berichten, dass sie bevor sie zu uns kamen ganz schreckliche Vorstellungen von der Krisenwohnung hatten. „Das sieht bestimmt aus wie in so 'nem grausigen Heim, aus 'nem schlechten Film!“, „ Ich hatte Vorstellungen von einem total unfreundlichen, dreckigen Ort!“

Bei der Ankunft waren die meisten dann jedoch positiv überrascht. Unsere Wohnung ist in einem ganz normalen Mietshaus und gemütlich eingerichtet. Wir haben zwei Einzelzimmer, drei Doppelzimmer und ein Dreibettzimmer. Außerdem gibt es drei Bäder für die Mädchen, zwei Gemeinschaftsräume und ein schönes großes Esszimmer.

Wie lange kann ich in der Krisenwohnung des Mädchennotdienst leben? Was passiert in dieser Zeit und was geschieht danach?

Der Aufenthalt bei uns bewegt sich im Rahmen von einem Tag bis zu sechs Wochen, in Ausnahmefällen auch länger. In dieser Zeit versuchen wir, mit dir gemeinsam eine Klärung für deine momentane Situation zu finden und Zukunftsperspektiven zu entwickeln.

Wie sieht der Alltag im Mädchennotdienst aus?

In unserer Krisenwohnung ist rund um die Uhr eine Betreuerin im Dienst. Nach dem Frühstück sind die meisten Mädchen in der Schule oder in ihrer Ausbildung. Am frühen Nachmittag kommen sie zum Mittagessen zurück in den Mädchennotdienst.

Termine, die du wahrnehmen musst, z.B. Arzttermine, werden wir ggf. gemeinsam mit dir vereinbaren. Wenn dich etwas bedrückt und du darüber sprechen möchtest, hast du zusätzlich die Möglichkeit, mit unserer Psychologin zu sprechen. Nach Erledigung deiner Aufgaben sind der Nachmittag und der frühe Abend zu deiner freien Verfügung. Du musst je nach deinem Alter zu einer bestimmten Zeit am Abend wieder im Mädchennotdienst sein.

Du hast eine Bezugsbetreuerin. Sie wird sich in Einzelgesprächen mit deiner persönlichen Situation auseinandersetzen und mit dir besprechen was ihr tun könnt um deine Situation zu verbessern.